Am Gleisdreieck fliegen die Pollen zwischen meinen Füßen hindurch, sie knüllen sich zu einem Haufen, bleiben liegen in der einen Ecke in der Sonne, da an der Mauer, die gen Süden zeigt und an die ich mich gerne anlehne, wenn ich auf etwas warte oder einfach nur durchatmen will. Ich höre die Züge der U2 und U1 im Haus hinter mir vorbeidonnern, der Boden vibriert etwas, die Backsteine an meinem Rücken ebenso. Selten warte ich hier auf irgendetwas. Ich hasse es zu warten, ich habe achtundzwanzig Jahre gewartet, egal auf was oder auf wen, vielleicht komme ich deshalb immer zu spät.

Sie sagen, die Farben in meinen Augen haben unterschiedliche Tiefen, mindestens unterschiedliche Ringe, mindestens ein Wechseln wie die Jahreszeiten. Die einen sagen, ich sei tough, die anderen sagen, ich sei wie eine Wand, die nächsten ziehen Vergleiche zu Stargate um zu verdeutlichen, dass manches in mir in eine andere Dimension zu gehen scheint, während ich unbeweglich bleibe.
Das alles registriere ich schon. Feine Seismographen in mir drin, manches Mal sogar etwas zu fein. Dann: manches, zu dem ich mich gar nicht artikulieren kann, weil ich die Gefühle sortieren muss, jenes, zu dem ich mich nicht artikulieren will und es trotzdem mache, obwohl es schmerzt wieder zurückzugehen in die letzten zwei Jahre. Man denkt, es sei einfacher, sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen. Aber im Endeffekt ist es nur ein kleines bisschen Dunkelheit.
Wenn man allerdings einmal durch sie hindurch ist, durch den tiefsten Dickicht - anderes Licht, wie in Wäldern mit Nebel und Lichtungen und Sonnenaufgängen.

Dann die Fragen an mich: warum hängst du eigentlich immer noch an all diesen Eventualitäten? Weil ich, wenn ich etwas wirklich will, nicht einfach so ablasse. Und wenn es dir nicht gut tut? Dann schreibe ich darüber und lasse irgendwann los. Wann ist irgendwann? Wenn ich anfange meinem früheren Gemütszustand hinterherzurennen. Was ist der? Der sagt, ich sei nicht wichtig - heute jedoch weiß ich, dass ich für mich alleine genug bin. Fein bin.

Im Haus gegenüber steht das Dachgeschoss leer. Kleine Fenster, man kann die Balken sehen. Treppen, darüber der Himmel und auf den Fensterbrettern Spikes gegen die Tauben.

“You’re not what you ache.”
(Corrina Repp - Live for the Dead)