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Im Winter nach Hause kommen und das Wasser im Topf von vor ein paar Stunden ist noch warm. Sturm, einer der ersten, Lametta, das an großen schweren Lampenschirmen hängt und verweht. Menschen, die auf Bildschirme starren, Licht, das im Augenwinkel als warm durchgehen könnte, beim zweiten Blick aber kalt auf die Straße fällt. Menschen, die vor bodentiefen Glasfassaden stehen bleiben, als könnten sie das Leben nicht fassen. Nachtschwärmer mitten am Nachmittag, fast wie bei Edward Hopper.
Die Häuserzeile an der Kreuzung, eine von ihnen. Ein Rahmen aus Kopfsteinpflaster, über das die Fahrradklingeln der Lenker fremder Menschen tanzen. Du sitzt insgeheim noch immer dort, unter einem der Kastanienbäume und wartest geduldig. Siehst der Nacht dabei zu, wie sie gen Westen fällt.
Was warst du herrlich am schäumen sonst, wie hättest du dich treiben lassen durch die Welt, irgendwo hingetragen von Aluminiumröhren in verschiedensten Ausfertigungen. Wind und Gischt im Gesicht, alte Orte, nicht wiedererkannt, dafür neu gesehen. Wie du den Blick nicht abwenden kannst, abwenden willst.
Je westlicher, je mehr Charlottenburg, desto höher die Zigarillodichte, desto mehr versuchen Männer sie auf Lunge zu rauchen. Da sind die großen Fenster, die, die verstärkt von feinen Stahlstreben um die Ecken gehen, du siehst wie in einem vorbeirauschenden Film Menschen in ihren Berufen. Da pflegen sie, da bleiben sie, da schauen auch sie auf den Fluss an Autos, der vor ihren Häusern ihre Wahrnehmung durchstreift. Seltsam einsam stehen sie auf unterschiedlichen Etagen an fast der gleichen Stelle, allein. Schneisen, mehrspurig in die Ortschaft geschlagen, innen wie außen.
Ein Rauschen zu Beginn, Schienen, die zu abstrakten Figuren verschwimmen. Dann Felder und die Weite, die sich vor dir eröffnet, als wäre alles andere nur das Gegenteil einer offen klaffenden Landschaft. Auf der hastig im Halbschlaf beschriebenen Seite eines deiner Skizzenbücher shiny 80’s shit. Darunter, verwischt, the summer that wasn’t, ergänzt durch an all encompassing perspective.
Die Dinge untersuchen, wie sie sind. Sie für gegeben nehmen, wie sie sind. Die Fragen, die über die letzten Monate geblieben sind, annehmen, als das, was sie sind: offen. Vielleicht finden sich Antworten, wenn die Zeit es will.
Dev & Scan: Foto Labor Service Görner, Dresden
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