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Ich falte mich zusammen, denkst du dir, das geht ganz einfach. In einer Abfolge legst du eine deiner Kanten an eine andere, legst Ecken auf- und übereinander.  Am Ende ist es wie mit den kleinen Kisten, die du aus einem Blatt Papier gemacht hast. Deckel drauf. Diese Miniaturkisten konntest du für die wenigsten Dinge gebrauchen, aber du fängst die kleinsten Dinge auf, sammelst vor dich hin. Mal mit Hilfe von Tinte, mal digital, mal auf Film, mal als Mitschnitt deiner Stimme. Es krächzt an manchen Tagen, fast, als würde die Ever Given auf deinen Stimmbändern liegen.
Bauch an Oberschenkel, gelegentlich ist da eine Fußsohle, die noch den Hinterkopf erreichen kann. Menschen, die vor offenen Türen stehen und kaum wagen, hindurchzugehen.

Du wolltest immer gehen. Hast deswegen nie in die Wände neben dir gebohrt, nicht zu viel angesammelt. Nur schnell weg können, immer wieder von vorn. Als könntest du Städte und ihre Kapitel abstreifen wie Morgenmäntel. Du spachtelst Löcher zu, die andere hinterlassen haben, inklusive Dübel. Die für Rigips kriegst du kaum aus dem Loch. Der Backstein hinter der weißen Farbe bröselt dir hie und da entgegen; da ist ein sich auf Leitern stellen gepaart mit deiner ausgeprägten Höhenangst, die kickt, sobald du unter deinen Füßen keinen festen Boden siehst. 

Ankommen will gelernt sein. Manche Zwanziger werfen sich in die Zeit oder die Zeit in sie. Die einen schreiben darüber oder zeichnen es, die anderen vertonen und die nächsten singen es, mal lauter, mal leiser. Fliehen in Vergangenes oder Zukünftiges, nur um nicht in der Gegenwart, einem Jetzt zu sein. Hörst du damit auch irgendwann auf, setzt dich mit dir hin und bist mit dir und allem, was du bist, angenehm wie unangenehm?
Was ist jetzt? Was ist jetzt, wenn du nicht weißt, wie lange Zeit dauert? Was kommt, was wird jetzt, wenn du nicht weißt, wie weit entfernt ein Später ist?

Courtney Barnett - Before You Gotta Go // alt-J - U&ME