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Wie du früher einfach nur schwingen konntest in Buchstabenform, wie du es mit dir ausgemacht hast, wohin du gehen willst. Wie du für dich jetzt merkst: verdammt, alles davon ist greifbar, war es immer. Gelegentlich lohnt es sich, für sich selbst genauer hinzusehen. An manchen Tagen lohnt es sich nicht alles in sich zu genau zu betrachten. Alle wollen den Schmetterling, keiner die Raupe.

Dein Kopf eine Petersburger Hängung. Das wäre dann dein ausgelagertes Gehirn, eins in Papierform, durch das man sich arbeiten kann, wenn die Muße es zulässt.

Sind deine Gedanken mal ruhig, wollen sie nicht irgendwann auch mal etwas Neues entdecken, lernen, erfassen?
Wie ist es mit der Dünnhäutigkeit? Besucht dich von Zeit zu Zeit noch dieser oder jene kränkende Umstand? Kannst du auch in zehn Kilometer Entfernung den Unterschied zwischen Selbstironie und Self-Depreciation riechen? Hast du gelernt, dass der Raum, den du einnimmst, nur von dir so eingenommen werden kann? Weißt du um die Verletzlichkeit in allen und allem drin? Macht dich das weicher oder härter? Kapselst du ab, was dir unangenehm ist? Wie steht es um den Garten in dir? Um die Räume, in die nie jemand anderes gehen können wird?
Hättest du das früher als Anlass zur Panik gesehen? Ist dieser jetzt dem Wunsch gewichen, das alles nach außen zu tragen?

Aber wie lernst du dann das Vergessen? Wie lernst du das Aufhören? Wie tief sinkst du in deinen Morast ein, wenn du zulässt, dass er dich umkippen lässt wie einen See? Hast du dann doch lieber all den Staub in dir weggekärchert, die letzten dich drangsalierenden Splitter abgeschliffen, natürlich nur mit dem feinen, nicht dem groben Sandpapier? Kannst du denn jemals so richtig, so wirklich, so nachhaltig vergessen, oder gerät das alles nur in einen Hintergrund? Einen, den du im besten Fall gut bewältigen und im schlechtesten nicht aushalten kannst? Wer bringt dir all das bei, wenn nicht jede einzelne Begegnung, der du dich am Ende doch stellst?

Am Ende kannst du noch so viel planen, noch so viel kontrollieren wollen, perfektionieren wollen, beherrschen wollen - es fehlt das wichtigste Element, dein Zufall.

Auf einmal ist die Stadt. Und wütet (so) laut, schreit fast.

The Düsseldorf Düsterboys - Teneriffa // Robert Parker - Sweet Nothings

Dev & Scan: Foto Labor Service Görner, Dresden