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Lange keine Nacht mehr mit Wetterleuchten, es bricht etwas auf wie angestaute Eisschollen auf einem Kanal. Es grummelt schon, obwohl vieles träge vor sich hin wiegt. Zumeist kommt zuerst der Regen. Im Hintergrund vermehrt Martinshorn. Be well, stranger. Heftigere Tropfen, am Anfang so, als könne da eine Wolke ihr Wasser nicht halten. Teppiche aus Wasser, die die Hauswände herunterkommen. 
Du liebst solche Nächte, die Luft ist danach anders, anders als nach normalem Regen. Durch die Ecken und offenen Fenster des Hauses zieht der Wind die Vorhänge mit sich. So langsam schließen sich die Fenster.
Blitze, du zählst die Sekunden. Das schlechteste Geschenk, das man seinen Lieben machen kann, ist einem Hoch oder Tief deren Namen zu geben; stell dir vor, du liebst zwar Sommerregen, aber statt nur zu regnen zerstört dein Namenstief ganze Landschaften. Auch deinen Namen gab es dabei bestimmt schonmal.

Zwei, drei, vielleicht auch vier Leben vergleichst du. Die Entwürfe, die sie hatten, von denen sie erzählten. Legst sie an ihr jetzt Gelebtes an, als wären es Baupläne auf Architektenpapier, das mal mehr, mal weniger auf das passt was du siehst.
Aber auch das gehört dazu, in allen Lebenslagen. Dich so wetterfest machen, dass selbst die stürmischste Nordsee nichts von dir abnagen kann. Sei wie die Halligen, trag dich immer wieder auf, wenn es sein muss. Lass dich auftragen, wenn du es selbst nicht kannst.

The Helio Sequence - Keep Your Eyes Ahead

Dev & Scan: Foto Labor Service Görner, Dresden
(2007 abgelaufener gecrosster Fujichrome Provia 400F RHP III)