24

Da war früher die Entscheidung zum Sortieren mit Worten eher eine Notwendigkeit. Schreiben gelegentlich wie eine Blutblase an der Ferse. Irgendwann wurde das Teil deines Habitus, eine routinierte Tätigkeit, die tendenziell mit der Zeit mehr Text zur Folge hatte. Ein Einschnitt, du weißt nicht mehr wann, so halb hast du vergessen warum. Das Gegenteil: immer weniger Text, immer weniger Routine. Keine Notwendigkeit. War es ein Hinterfragen der Geschichte, die es zu erzählen galt? Die Art und Weise, auf die sich die Geschichten erzählen lassen, verschiebt sich. Die bevorzugten Medien ändern sich. Die Dichte der Fäden, die du zusammen webst, ändert sich ebenfalls.
Willst du etwas näher bringen, sodass andere Menschen es beinahe anfassen können?

Eines Morgens kurz vor sechs aufgewacht, hängt eine Frage, die du vor einigen Tagen gehört hast, in deinen Ohren. Was ist dein Lieblingsort? Schlaftrunken schreibst du die Antwort auf ein Stück Karton. Wieder einschlafen. Aufwachen, den Karton und die Antwort finden: my brain. Lachen. Im Ernst aber recherchierst du ein paar Stunden später Orte, überlegst, wie du was darstellen könntest, was genau du zeigen willst. Wie viel du dadurch von dir zeigst.
In deinem Kopf wohnt eine Elster. Ein Gedanke schöner als der andere, interessanter als der andere. Wurmlöcher, in Kombination mit dem fehlenden Verständnis für die Länge oder Kürze des Tages.

Joel Ray - River

Dev & Scan: Foto Labor Service Görner, Dresden
Film: Fuji Pro400H