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Im Innenhof fallen die Blätter nach oben. Du denkst an das Hölderlin-Zitat, das du auf den Tüten der U-Bahnhof-Backshops findest. Vor zwei Jahren hast du es schon einmal vor Augen gehabt. Wie oft kann man sich eigentlich verpassen? Auf eine Windhose wartest du noch immer.
„The flame and moth got a sweetheart deal.“
(Les Deux Love Orchestra - The Moth and the Flame)
Die Stadt, die hell erleuchtet, noch nicht schlafend, an dir vorbeizieht. Menschen in Museen, Büros, Bibliotheken, auf Dachterrassen. Mal unter oder über dir, mal auf gleicher Höhe, selten treffen sich Blicke, wenn die S-Bahn in der Kurve liegt. Das heimelige, nicht dunkle, das sich um dich legen kann und darf. Wie ein Tuch, wie ein Briefumschlag.
"Watch out, you might get what you're after."
(Tom Jones - Burning Down The House (feat. The Cardigans))
Hast du noch eine Geschichte zu erzählen? Musst du sie aus dir herauszerren, als wäre es eine Qual; kannst du das, was du siehst, in Worte fassen wie der Boss?
Eventuell ist es notwendig deine Definition von "Geschichte" zu überarbeiten. Anekdoten, Klebezettel. Zu klein für etwas Großes, zu groß, zu neon, um übersehen zu werden.
"Oh, but please, please wake me."
(LCD Soundsystem - oh baby)
Am Eingang - dem, der immer frisch gestrichen ist - kurz vor der zweiten Treppe, zwei mit Streichern, eine Interpretation des Themas von Game of Thrones. Sie spielen beinahe um Sonnenlicht, ein paar Männer filmen alle und alles auf ihren Smartphones. Dann: sie sitzen auf ihren Stühlen als wären sie am Kurfürstendamm. Immer dem Verkehr, der Straße, zugewandt, sie starren in die Züge hinein. Sie sind die Zuschauer, geschmierte Brote auf dem staubigen Tisch. Das Publikum, das darauf wartet, in ruhige Schächte zu steigen, damit die U-Bahn wieder halten kann.
"Some drink for fun, some drink to never remember
But you're not the latter, cause we all know someone that is."
(Sam Fender - All Is On My Side)
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