(1)
Wirst du manchmal auch unruhig, wenn du an dieses eine Ding von vor Monaten denkst? Geisterst du in Köpfen herum oder geistert jemand in deinem eigenen hin und her? Kommst du voran, wenn du an deine Zukunft denkst, traust du dich überhaupt, dir eine solche auszumalen? Hat sie Farben, wenn ja, welche, ist sie monochrom, ist sie nur ein schwarzes Loch? Hängt sie dir im Hinterkopf, machst du sie zu einem Schwert des Damokles?
Fährst du manchmal noch über die Wunden von früher, hier über die Windpockennarbe, dort über die Hinterlassenschaft der einen herrischen Katze oder über die Stelle am Handgelenk, die dir sagt, dass du dich am Backofen verbrannt hast mit neun Jahren? Findest du noch im Dunklen die Narben auf deinem Bauch, dort, wo es einst Muttermale gab, siehst du bei Tageslicht noch die Narbe, von dem Ort an dem einst eine Zecke Borreliose übertragen hatte, ein Geschenk zu deinem achtzehnten Geburtstag?
Wünschst du dir manchmal nicht auch, dir würde jemand durch die Haut hindurchsehen können, tief in deinen Kern? Erinnerst du dich an die Zeit, als du all deinen Schwermut nicht mehr kontrollieren konntest? Wovor genau läufst du eigentlich weg: vor den weichen Stellen in dir drin, denen, die jeder oder keiner sieht, vor den harten Stellen, den Krusten, den Schichten, den Stellen in dir drin, die, so glaubst du, niemand zu verstehen wagt?
(2)
Ich war damals wach, ich dachte, man müsste doch meinen rasenden Puls durch alle Schichten hindurch merken.
(3)
Manchmal laufe ich an mir vorbei, an Spiegeln, an Reflektionen in einer Tram, an Glastüren, an Fliesen und bin dankbar, zu sein, wenn auch gerne nicht mehr in einer Stadt, die versucht einen kantig zu machen. Der Luxus, einen Ausblick zu haben. (Vergessen zu haben, wie gut Licht tut in den oberen Etagen eines Hauses - früher immer in der Sonne gesessen wie ein Gecko.)
(4)
Das hier ist weder ein Unfall noch bin ich eine exotische Topfpflanze oder ein Fabelwesen; es gibt Menschen, die nur das Beste für einen wollen, ein Gleichgewicht. (Hinterfragen ist in Ordnung, wir stolpern alle von Zeit zu Zeit über Stufen.)
(5)
Alles ist, alles wird.
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