Fast alle meine Sätze fangen mit “und” an. Als könnte eine Konjunktion, nein, nicht die Große Konjunktion, sondern die am Anfang von etwas und kurz nach dem Ende von etwas anderem, zwei Dinge so zusammenfügen, dass nichts weiter in Frage zu stellen ist.
Das ist so wie die unendliche Frage nach der Sehnsucht nach etwas, was anders ist als das, was du kennst - wie viele Orte gibt es, in dir drin, aus wie vielen Ländern in dir wolltest du schon ausreisen? Hattest du deinen Reisepass nicht dabei oder hast du lediglich die Landkarte vergessen, das Navigationsgerät, das Smartphone? Hast du schon den Kompass gefunden, der zeigt, wo du hinwillst oder schaust du lieber auf die Rinde der Bäume im Wald, wo das Moos dir sagt, wie du dich orientieren kannst?
Erinnerst du dich auch stumm, wenn es sein muss auch mal laut, hast du begonnen zu versuchen die Engramme, die von bestimmten Orten und Personen herrühren, zu zählen? Fragst du dich dann auch, wo exakt du bist, wo und wie oft du bist in den Gehirnen anderer Leute oder in meinem, dem, das sich nicht gern in die Karten schauen lässt, es sei denn man ist tot, im OP oder liegt im CT oder im MRT?
Der Vielzahl potenzieller Dus und Ichs gegenüberstehen und sich fragen, wohin all die Zeit verschwunden ist, die du, man, ich nutzen wollte für das Elementare. Aber was du dir, man sich und ich mir lange nicht gesagt habe, was man uns, jedem und jeder einzelnen nicht mitgegeben hat, sodass es so fest in einem sitzt, dass man es immer im Hinterkopf hat: es geht nicht um das, was du noch nicht kannst oder nicht so gut, es geht um das, was geht, was rollt, was klappt, das, über das du dich freust, was funktioniert.
Bei mir ist da viel, bei dir auch, mindestens. Manches fällt mir leicht. Nämlich Menschen in mir drin ein Zuhause geben, wenn sie einziehen wollen, gern auch auf Zeit. Dann jedoch: sich selbst zusehen, in Retrospektive, wie man sich gegen die Wand fährt, um dann wieder auszusteigen, den Dreck und Schutt abzuklopfen, nur um dann so auszusehen, als wäre nie etwas gewesen.
Es wird auch nie etwas gewesen sein, weil nichts aufhört zu werden.
Dann sind da Tage, da möchte ich dir die traurigsten Dinge erzählen um ausgleichend fragen zu dürfen, was dich umgetrieben hat als Kind, was dein verquerster Traum war, woran du dich erinnern kannst, das dich, auch Jahre oder Jahrzehnte später so sehr zum Lachen bringt, dass du denkst, dir reißt der Bauch auf vor Glück. Möchte all die Fragen stellen, vielleicht sogar in einem Katalog, die mir durch den Kopf gehen, deren Antworten ich wissen will. Dann möchte ich, dass all das bleibt, dass die Reinkarnation der Dus und Ichs aufhört, dass Weglaufen keine Option ist, dass das irgendwann einmal ein Ankommen ist, dass Stabilität in selbstgewählter Intensität den Unterschied macht. Multiple Choice auf Dauer hat noch nie irgendjemandem gut getan.
Später. Dieser auf Selbsterhaltung getrimmte Apparat aber, den jeder von uns für sich allein bewohnt, zwickt mich kurz in die Seite um mich daran zu erinnern, dass meine Batterie ausreichend geladen ist.
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