

Dienstag.
Ihre rechte Unterlippe sei taub, nun könne sie auch spüren, wenn es schlechtes Wetter gibt, ähnlich wie es die alten Leute erzählt haben in Verbindung mit Kriegsverletzungen. Mitten ins Trauma hineingesprungen, wir beide, sie hat selbst aber dazu nicht allzu viel gesagt.
Donnerstag.
Dann, Routine, fast, eigentlich, Herzstillstand, Intensivstation, ich will am liebsten sofort in den Norden. Stattdessen in Wartezimmern weinen zwischen Hustenden und Schniefenden und mit Blick auf den Anmeldetresen. In meiner Erinnerung ist alles eine Frage der Perspektive, am Ende aber ist es kein Loch, keine Tür, eine Falltür vielmehr.
Freitag.
Glück im Unglück, Fahrigkeit, über uns saugt jemand Staub oder versucht, die kleinen Abstände zwischen allem zu füllen. Jetzt ein Bohren, jetzt ein Flächenbrand im Kopf, Migräne, eine verquere Form von Selbstverständnis. Einfach alle Server neustarten.
Ich spüre, wie sich alles abnabelt, weil ich nichts fragen kann.
Samstag.
Endlich, die Beiden. Die Züge fahren sehr langsam vor der Klinik in Richtung Hauptbahnhof. Rauch und offenstehende Dachluken. Wir lachen im REWE Center, das zwei ehemaligen Fußballern gehört.
Sonntag.
Still, die Wohnung. Sich verlaufen in den langen Gängen eines einzigen Hauses auf der Suche nach der Cafeteria. Immer in Kapellen oder Räume der Stille gehen, wenn sie geöffnet sind. Herzsprung.
Hauptbahnhof, es riecht nach einer Mischung aus Bratwurst und Franzbrötchen. Am Eingang zur S-Bahn stehen und weinen, weil es nicht anders geht. Das erste Mal seit Monaten fühle ich mich so allein wie vor zwei Jahren, damals, als ich in der Klinik war. Aber das kann man auch niemandem sagen, ein “Du, ich glaube, ich hätte dich gern hier.”
Montag.
Intermezzo. Langes Gespräch in der Nacht, Freunde, die einen vom Boden wieder auflesen.
Dienstag.
Selbstkontrolle als Endgegner. Herr C. sagt, ich sei gerade in einer Schlaufe, das geht wieder vorbei. Ich möchte nicht, dass sich alles nur um mich dreht. Gerade, ein großes Mitteilungsbedürfnis. Manche nennen das Hilflosigkeit.
Sich verorten im Fortschritt und die Grausamkeiten, die ich in Regelmäßigkeit im Elternhaus an den Kopf geknallt bekomme. Ich glaube, du hättest auch geweint.
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